Fazit: Seraina Kobler ist die Donna Leon der Schweiz!

Besprechung «Tiefes, dunkles Blau» von Manuela Hofstätter auf lesefieber.ch

Ein Fischer sinniert morgens auf dem Zürichsee über die Veränderung seines Berufes, wie er seinen Mitarbeiter nach über zwanzig Jahren entlassen musste, die Kormorane erleichtern ihm das Leben auch nicht, doch dann hat er einen Fang im Netz, einen grausigen, er wählt den Notruf. Rosa Zambrano ist Polizistin, sie hat eine Verletzung am Bein und einen vergangenen Fall, welcher ihr zugesetzt hat.

Bei der Seepolizei, zu welcher sie gewechselt hat, fühlt sie sich richtig wohl. Das Team ist gut, abwechselnd kochen sie füreinander und freuen sich, dass die grosse Welsdame Georgina ihr Revier bei ihnen hat. Rosa hat zwei Schwestern, Alba und Valentina. Valentina ist schon Mutter und Alba, die jüngste, wird es innert Kürze werden, denn ihre Partnerin Katrin schiebt einen beachtlichen Babybauch durchs Leben. Rosa hat eine Beziehung hinter sich und nun ist weit und breit kein Mann in ihrem Leben, aber diese Leerstelle in ihr und ihr Alter beschäftigen sie zunehmend. Darum hat Rosa sich bei Dr. Jansen in der Kinderwunschpraxis dazu entschlossen, Eizellen einfrieren zu lassen, für alle Fälle.

Rosa kann es kaum fassen, als sie kurz darauf zum Einsatz gerufen wird und sich herausstellt, dass es sich bei der Wasserleiche um Dr. Jansen handelt. Dr. Jansen interessierte und engagierte sich offenbar erfolgreich im Bereich der Biotech-Branche. Rosa informiert ihren Chef umgehend über ihre Verbindung zu Jansen, dennoch wird ihr Dienst reduziert und sie dazu berufen, den Fall gemeinsam mit den leitenden Beamten zu koordinieren. Martin Weiss hat Rosa seit der Polizeischule nicht mehr gesehen, seine Wirkung auf sie ist immer noch dieselbe, der Typ bringt sie echt durcheinander mit seinen stahlblauen Augen. Sie verstehen sich auf Anhieb sehr gut, zu gut, Rosa trinkt zu viel und es kommt zu einer innigen Nacht mit Martin. Nach der gemeinsamen Nacht zieht sich Martin zurück, macht Rosa klar, er sei nicht frei genug für eine Beziehung. Die gemeinsamen Ermittlungen jedoch werden immer intensiver, denn nun ist klar, es war Mord, und die gerade noch Frau von Dr. Jansen ist bei Weitem nicht die einzige Tatverdächtige.

Jansen hatte eine Geliebte, welche sich zurzeit in die Natur abgesetzt hat, auch war er regelmässiger Gast in einem Lokal aus dem Rotlichtmilieu, und er hatte offenbar schon immer Affären, eine davon auch mit einer knallharten Forscherin Marie Duval, welche ihre Erfolge im Bereich der Genetik für sich beanspruchen will und sich vehement gegen Aktivisten von Open Science wehrt. Hat Marie Duval gegen die geltenden Gesetze verstossen und Embryonen in ihrer Keimbahn verändert? Die Fragen, inwiefern der Mensch mit seiner Wissenschaft in die Natur eingreifen darf und soll, beschäftigen Rosa und ihren Freundeskreis.

In ihrem Reich mitten in Zürich, einem kleinen Waschhaus, dem prächtigen Garten mit der uralten Esche, dort kocht Rosa himmlische Gerichte und redet mit Freunden oft lange bis in die Nacht hinein. Der Fall spitzt sich zu, auch Martin steht zum ersten Mal in Rosas Heim, staunt und merkt, sie haben vieles anzugehen, beruflich und vielleicht doch auch privat?

Fazit: Seraina Kobler ist die Donna Leon der Schweiz!
Ich erinnere mich noch gut an das erste Buch von Donna Leon, das ich gelesen habe. Ich mochte Brunettis Frau, das Wasser, die Rolle des feinen Kochens und Essens, die Charaktere gewann ich sofort gerne, wem ging das nicht so. Nun habe ich genau dieselben Leseeindrücke bei Seraina Koblers erstem Zürcher Krimi „Tiefes, dunkles Blau“ empfunden. Rosa Zambrano kocht hingebungsvoll, gerne auch Selbstgeerntetes, ist eine authentische Figur mit einer Sehnsucht im Herzen und einer privaten und beruflichen Vergangenheit, die sie prägt. Sie ist bei der Seepolizei und lebt mitten in Zürich und doch inmitten von Natur. Der Fall, den sie zu lösen hat, geht ihr nahe, genauso der Berufskollege, welchen sie Jahre nicht gesehen hat. Genforschung, Biotechnologie, Fortschritt und Ethikfragen sind hochaktuelle Themenfelder und machen diesen Krimi zum denkwürdigen Lesegenuss. Ein heisser Lesetipp und ich fiebere jetzt schon dem nächsten Fall entgegen!

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«So entdecken wir mit Rosa die stillen Seiten von Zürich»

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Sprachgewaltig, aber ohne Pathos